Seit mehr als zwei Jahren arbeitet das Haupt- und Landgestüt Marbach mit Anja Beran zusammen, die die Weil-Marbacher Vollblutaraberhengste WM SAFI ox und WM MALAKIL ox derzeit auf Gut Rosenhof ausbildet. Gestütsleiterin und Gastgeberin Astrid von Velsen-Zerweck begrüßte das Publikum in der voll besetzten Marbacher Reithalle mit einem Appell an die ethische Verantwortung im Reitsport und ermahnte die Reiterwelt, das Tierwohl stets im Auge zu behalten. Im Multimediavortrag von Anja Beran konnte das Publikum sein Auge schulen, um falsch verstandene Dressur von pferdegerechter Ausbildung unterscheiden zu lernen und einen Blick für die “richtigen” Vorbilder zu entwickeln. Die Analyse wurde von der Fachtierärztin für Chiropraktik (A), Elisabeth Albescu, aus veterinärmedizinischer Sicht kommentiert. Im Praxisteil wurden anhand verschiedener Pferde Herausforderungen und individuelle Lösungswege angesprochen – entsprechend dem Naturell und den körperlichen Voraussetzungen des jeweiligen Pferdes.
Insgesamt sechs Pferde hatten Anja Beran und Team ins HLG Marbach mitgebracht. Zu Beginn des Praxisteils präsentierte Pferdewirtschaftsmeisterin Eva Steinbach die in Schwaiganger gezogene Landessiegerstute von 2014, Amazing Grace, eine Boston-Tochter aus einer Mutter von Rivero II. Ihrem Namen machte Amazing Grace alle Ehre, denn es ist eine Augenweide diese talentierte, wenn auch schwierige Stute in Aktion unter dem Sattel zu sehen. Zusammen mit der Bayernstute in der Bahn war der vierjährige Wallach Fürstenfeld unter Pferdewirtin Lena Lösche. Seinen ersten Auftritt vor großem Publikum absolvierte der hochgewachsene Rappe anstandslos. Mit von der Partie war natürlich auch der Marbacher VA-Hengst WM-Safi, der von seiner Reiterin Silvia Wimmer vorgestellt wurde. Obwohl es für den eleganten Schimmel eigentlich ein Heimspiel war, war ihm die Aufregung anfänglich anzumerken. Mit Ruhe, Konsequenz und mit seiner Ausbilderin Anja Beran am Boden präsentierte sich Safi dann doch routiniert und mit edler Ausstrahlung. Sogar einen Test-Applaus des Publikums überstand der junge Hengst nach einem kurzen Schreck gut an der Seite seiner Reiterin. Danach zeigte der gekörte Hengst Bailando von Boston, aus einer Mutter von Rivero II vom HLG Schwaiganger unter Eva Steinbach ebenso wie die vorigen Pferde, wie Jungpferde nach den Grundsätzen der klassischen Dressur laufen sollen: locker mit der Nasen VOR der Senktechten und dem Genick als höchstem Punkt! Der eigens mit seiner Frau an seinem Geburtstag angereiste Leiter des HLG Schwaiganger, Dr. Eberhard Senckenberg, war mit der Vorstellung seiner Pferde sichtlich zufrieden. Den krönenden Abschluss bot Publikumsliebling Haflinger Rudi mit seiner Besitzerin Susi Lobenhofer. Rudi zeigte, dass eine korrekte Piaffe und Passage nicht nur den Spezialisten vorbehalten ist. Anfänge einer Galopppirouette sowie die Basisarbeit in allen Seitengängen demonstrierte der robuste Halflinger vom alten Schlag mit Routine und großem Eifer. Eigentlich sollte der Lusitano-Hengst Novilunio unter Anja Berans ersten Bereiterin Vera Munderloh noch die Hohe Schule der klassischen Dressur zum Abschluss zeigen, aber der Hengst verletzte sich kurz vor Beginn der Aufführung in der Box so schwer am Kiefer, dass seine Reiterin ihn in die Klinik bringen musste. Doch Lusitanos sind hart im nehmen und so konnte Novilunio schon zwei Tage später wieder zurück auf Gut Rosenhof reisen und hat sich inzwischen vollständig erholt.